Unausweichliche Konflikte
Letzte Woche haben Sie in meinem Blog gelesen, dass Konflikte dazu dienen können, zu lernen und etwas zu verbessern. Aber manchmal will man den Konflikt einfach nicht bzw. nicht mehr. Denn manchmal streitet man sich schon seit Jahren. Ein Beispiel:
Es ist doch immer das Gleiche: Der Verkauf verspricht das Blaue vom Himmel und wir müssen dann schauen, wie wir das überhaupt realisieren können, was die den Kunden erzählen.
Gleichzeitig sagt aber die andere Seite:
Es ist doch immer das Gleiche: Unsere Produktion macht auch wirklich nichts, was unsere Kunden wirklich brauchen können. Eine Bremse für alles, was sinnvoll wäre; und langsam noch dazu.
Ich bin der festen Überzeugung, es gibt diese Diskussion in leichten Abwandlungen immer wieder, ganz gleich, was das Unternehmen produziert. Mal mehr mal weniger. Bei mir selbst war es über 10 Jahre lang kundenindividuelle Software-Entwicklung. Da war es zum Glück nicht die Regel, es hat oft genug gut funktioniert. Aber die Streitfälle, die es gab, haben gereicht, dass jeder in seiner Gruppe auch einmal über “die andere Abteilung” geschimpft hat oder mit einem mulmigen Gefühl in gemeinsame Gespräche hineingegangen ist.
Wenn zwei sich nicht streiten…
… streiten eben andere.
Zwei Dinge hinterfrage ich daher mit meinen Kunden:
- Wer hat eigentlich den Konflikt?
- Was trägt womöglich den Konflikt in sich?
Wenn sich ein Verkäufer mit seinem Kollegen aus der Produktion streitet, dann kann es natürlich sein, dass der Konflikt auf der persönlichen Ebene stattfindet. Vielleicht mögen sich die beiden einfach nicht. Also würde eine Konfliktlösung bei diesen beiden Kollegen stattfinden.
Es könnte aber auch sein, dass sowohl der eine Kollege als auch der andere von Ihren Vorgesetzten Aufträge haben, die sich einfach widersprechen und selbst mit vereinten Kräften gar nicht lösbar sind. Dann liegt jedoch der Weg der Klärung gar nicht bei diesen beiden Kollegen, sondern bei deren Chefs. Auch das ist übrigens keine Schuldzuweisung, denn es kann sogar sein, dass es keine klare Anweisung bzw. Vereinbarung gibt, wie mit derart gegeneinander stehenden Wünschen umzugehen ist.
Im Fall (1) geht es also darum, die Ebene zu finden, auf der der Konflikt tatsächlich stattfindet.
Der Fall (2) dagegen, also die Frage, “was” den Konflikt in sich trägt, ist nicht ganz so schnell ersichtlich. Gemeint ist damit das Produkt. Denn was kauft ein Unternehmen, das einen Software-Hersteller damit beauftragt, eine spezifische Lösung herzustellen? In der Regel geht es um Effizienz, Vereinfachung von Komplexität, gute Bedienerfreundlichkeit der Software, usw. Und das natürlich in einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten finanziellen Rahmen.
Die bestmögliche Lösung ist also sicherlich programmierbar, wenn nur genügend Zeit und Budget zur Verfügung stehen. Anders herum gedacht, kann eine Lösung mit festgelegtem Zeit- und Budgetrahmen hergestellt werden, wenn der Software-Kunde bereit ist, ggf. flexibel beim Umfang der Funktionen zu sein und notfalls auf etwas verzichten wird. (Trotz bester Planungen kommt ja immer auch mal etwas dazwischen.)
Dann ist das wie mit dem Bauklotz hier: Der Würfel steht für die Lösung und entweder wird an der Preis- und Zeit-Schraube gedreht oder an der Funktionalitäten-Schraube. Daher kommen die gegenseitigen Vorwürfe, bei denen der Verkäufer sagt: “Das muss auch schneller gehen, damit ich den Preis halten kann”, und der Produzent sagt: “Das muss auch teurer gehen, damit ich die Funktionalitäten liefern kann.”
Ein Konflikt kann seine Ursache nicht nur auf persönlicher Ebene haben, sondern auch auf produktbezogener Ebene.
Liegt der Konflikt also im Produkt, haben die Beteiligten eigentlich nur eine Chance: Sie müssen lernen, mit diesem Konflikt umzugehen. Wie das funktionieren kann, entscheiden am besten die Beteiligten selbst. Ich kenne Lösungen, in denen Mitarbeiter für ein paar Wochen bei der “anderen Seite” mitarbeiten, um diese besser zu verstehen. Auch ein gemeinsames Ziel (z.B. Kundenzufriedenheit) könnte helfen, mehr an einem Strang zu ziehen. Gerade im Software-Bereich sind agile Methoden eingeführt worden, die neben einer Verringerung dieses Konflikts noch andere Vorteile bieten, nämlich sich ändernde Kundenwünsche während der Projektlaufzeit besser berücksichtigen zu können. Diese Methoden werden inzwischen sogar bis in die Sozialwirtschaft hinein eingeführt.
Beim Finden der Lösung, die für Sie und in Ihrem Unternehmen die passende ist, unterstütze ich Sie gerne. Lassen Sie uns einfach darüber reden, ein Telefonanruf genügt.